Es ist kalt in unserem Van und die Sonne noch nicht stark genug um die leichte, partielle Wolkendecke zu durchdringen. In dieser Nacht hatte es laut Wetter App -0° Celsius. Dafür, dass unsere Schlafsäcke für -5° ausgelegt sind und die Extremtemperaturen sogar deutlich darunter liegen, haben wir die Kälte doch deutlich zu Spüren bekommen.
Etwas durchgefroren stehe ich um kurz nach 7 auf, während Leon noch etwas in seinem Schlafsack verharrt.
Ich warte auf die Sonne und koche erst einmal etwas Wasser in unserem wunderbaren Weber Grill für einen warmen Tee – das Beste bei einer solchen Kälte.

Heute erwartet uns so einiges ! Am Vortag hatten wir uns entschieden das sogenannte 4-Play zu buchen. Dabei handelt es sich um eine Art Paket, bestehend aus vier Attraktionen rund um Taupo. Dazu gehören: Bungeespringen, Jetboot fahren, Helikopter fliegen und Fallschirmspringen. An Adrenalin sollte es uns am heutigen Tag also wohl nicht fehlen.

Es ist so kalt, dass sogar der See dampft

Wir können uns beide auch nicht wirklich vorstellen wie es wohl sein wird, wenn man beim Bungee auf der Plattform steht und man in die Tiefe springen soll. Oder welche Gedanken man hat, wenn man aus 12.000 Fuß, etwa 4.000 Meter, aus einem Flugzeug springt. Na wir werden es schon früh genug erfahren.

Nach unserem Tee checken wir in der mittlerweile aufgegangen Sonne noch unsere Mails. Etwas Zeit bleibt noch bis wir uns um 9 Uhr bei „Experience Taupo“ einfinden müssen. Von dort aus werden wir dann zur ersten Station unseres Tagesprogramms abgeholt.

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Wie sich sicher einige noch erinnern, habe ich am Anfang an einer App gearbeitet, diese hatte ich bei Apple eingereicht und es sollte langsam Zeit werden, dass diese für den AppStore zugelassen wird. Ich rufe also noch kurz die Apple Seite auf um den Status zu prüfen und was sehe ich ? ABGELEHNT
Ich krame also in Windeseile mein MacBook raus, korrigiere die Beanstandung und lade die App erneut zu Apple hoch. Gerade noch rechtzeitig geschafft. Jetzt müssen wir uns beeilen um es bis 9 Uhr zum etwa 300m entfernten „Taupo Experience Center“ zu schaffen.

Leon hat seinen Fotorucksack dabei, schließlich wollen wir die Momente dieses aufregenden Tages auch festhalten. Neben der Nikon haben wir auch die beiden Action Kameras dabei, optimal zum Fallschirm- und Bungeespringen.

Um Punkt 9 Uhr erreichen wir unser Ziel. Kein Bus oder Van zu sehen, der uns abholen soll. Wir gehen also in das Informationsgebäude und geben der Dame unsere Buchungsunterlagen. Sie gibt jedem von uns ein Schlüsselband mit einem Klarsichtumschlag und einem USB Stick. Der USB Stick beinhaltet werbe Fotos und Clips und ist dazu da, dass wir Fotos von unseren Attraktionen direkt auf den Stick gesichert bekommen. Die junge Dame meint wir könnten den Werbekram einfach runterlöschen und den Stick dann weiterverwenden. Außerdem sollte unser „Abholservice“ in wenigen Minuten eintreffen. Das fängt ja wunderbar an.

Wie sich schnell rausstellt, war „wenige Minuten“ leicht untertrieben und so warten wir rund 30 Minuten. Stören tut uns das nicht, wir haben schließlich Zeit 🙂
Später stellt sich heraus, dass die Fahrerin, die uns abholen sollte neu ist und sich erst verfahren hatte.

Mit leichter Verspätung kommen wir dann bei der ersten Attraktion an: Bungee.

Etwa 5 Minuten außerhalb von Taupo ist an einem Flusszulauf ein Plattform die etwa 20 Meter über die rund 50 Meter hohen Klippen hinausragt. Dort sollen wir uns also allen Ernstes runter stürzten ? Und für sowas bezahlen wir auch noch Geld ? JA! 🙂
Wir werden gewogen und stellen uns dann hinter nur einer wartenden Person auf der Plattform an.

Alles ist Zig-Fach gesichert und macht trotz der Höhe einen sehr sicheren Eindruck. Meine Höhenangst ist wohl in Deutschland geblieben und ich hatte keinerlei Probleme auf der Plattform :).
Nachdem der junge Mann vor uns seinen Sprung absolviert hat, bin ich an der Reihe. Man bekommt einen Brustgurt angelegt, der aber nur zum Tragen kommt, wenn die Gurte um die Füße aus welchen Gründen auch immer nicht halten sollten. Beim Anlegen der Gurte wir alles von Instruktor mehrfach geprüft. Anschießend stellt man sich etwa einen Meter vor dem Abgrund hin, bekommt das schwere, etwa 6 Zentimeter dicke Gummiseil an Füßen eingeklinkt und wir von einem zweiten Instruktor komplett durchgecheckt. Dabei geht er alle Punkte die er checkt durch uns sagt dabei schnell was er macht, dabei hört der andere Instruktor zu und prüft ob er etwas vergessen hat. Das gleiche passiert anschließend erneut. So dass der Instruktor der gerade nur zugehört hat nun alles erneut checkt usw… .

Sicherheit steht hier an oberster Stelle. Und so soll es ja auch sein: No Risk, Just Fun.

Durchgecheckt tapse ich zur Absprungposition. Da die Füße mit einem Gurt verbunden sind, hat man nur etwa 20 Zentimeter Spielraum. Dabei zerrt das recht schwere Gummiseil an den Beinen. „Bitte einmal rechts oben in die Kamera lächeln“ – Klick.
Ein letztes Foto vor dem Sprung, dann bekomme ich die Freigabe: „Go for it !“

„Aaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhh…..!!!!!!!!!!!!!!!!“

Genial ! Ich lasse mich nach vorne Kippe und falle in die Tiefe. Das Gefühl ist unglaublich wenn man nach vorne ins Leer Kippt. Der freie Fall ist nach wenigen Sekunden vorbei und man wir mehr oder weniger sanft vom Bungieseil gebremst. Unter einem liegt der Flusszulauf. Man schwingt noch einige Male kopfüber auf und ab bis man dann auf ein Schlauchboot abgelassen und wieder an Land gebracht wird. Das muss man mal gemacht haben. Einfach unglaublich.

Leon springt kurz nach mir uns ist total begeistert und kann es kaum glauben, dass er tatsächlich gesprungen ist. So seltsam es klingt, oben auf der Plattform fand ich es nicht annähernd so schlimm wie ich es mir ausgemalt hatte.

Unsere Action Kameras durften wir aus Sicherheitsgründen nicht verwenden. Sehr Schade. Aber es gibt einige Kameras die den Sprung aufzeichnen und wir können uns eine DVD für 35$ holen mit einem Video unseres Sprungs. Da wir gleich weiter müssen ist das Video noch nicht fertig. Wir können aber später oder in den nächsten Tagen wieder kommen, dann wird es bereit liegen, falls wir es möchten.

Weiter geht’s. Im gleichen Minibus mit dem wir gekommen sind fahren wir zur Helikopter Basis. Wir genehmigen uns einen Kaffee Mocca und einen Cookie, da wir bisher noch nichts gefrühstückt haben. Und da kommt auch schon der Heli.

Nach einer ultrakurzen Einweisung sitzen wir auch schon im Hubschrauber. Er bietet gerade so Platz für fünf Personen plus Pilot und Copilot. Wir erheben uns in die Lüfte und beginnen einen kleinen Sightseeing Flug. Dabei haben wir Headsets auf, die eine miserable Qualität haben und durchgehend sehr laute Störgeräusche an unsere Ohren weitergeben. Da kann ich mir im lauten Heli ein „Was ist das denn für ein Scheiss“ (bezogen auf die Headsets) nicht verkneifen. Dank der Mikrofone hören das alle Insassen klar und deutlich. Der Deutsche neben mir, von dem wir noch nicht wissen, dass er Deutscher ist muss sich dabei auch seinen Teil gedacht haben :D.

Die Huka Falls - 270.000 Liter Wasser pro Sekunde

Der Hubschrauberflug ist nett, aber zum einen viel zu kurz und zum Anderen sieht man zwar Taupo von open, atemberaubende Landschaft oder ähnliches sucht man aber vergebens, dazu hätte man einfach noch etwas weiter fliegen müssen. Nun gut.


Wir laden auf einem freien Stück Wiese und werden gleich in Empfang genommen. Eine junge Frau holt uns ab und begleitet uns zu Fuß zu den Hukafalls Jetbooten.

Wir checken kurz ein und bekommen anschließend blaue, knielange Regencapes. Außerdem können wir unsere Jacken, den Fotorucksack und Handys an Land lassen. Rein als Vorsichtsmaßnahme, falls man nass wird.

Eine andere Gruppe kommt gerade mit einem der drei Jetbooten zurück. Mit den Actioncams in den Händen machen wir uns auf zu unserem Boot und nehmen Platz. In den Booten sind etwa 20 Sitzplätze, die Hälfte ist belegt als wir ablegen. Zuvor habe ich noch einen der Mitarbeiter gefragt, wo denn die besten Plätze seien. Er meinte auf jeden Fall ganz hinten, da man da am Meisten von der Fahr merkt und am Meisten Spaß hat.

Nach etwa 20 Metern macht uns der „Kapitän“ noch mit den Sicherheitsregeln bekannt. Man darf z.B. nicht die Hände an den Seiten rausstrecken. Seltsam, wieder so eine bescheuerte Sicherheitsregel. Was soll da schon auf einem Boot passieren ?

Wenige Sekunden später geht es auch schon los. Das Boot hat unglaublich viel Power und katapultiert uns in wenigen Sekunden auf 80km/h. Wahnsinn!
Die Jetbooten sind mit speziellen Turbinen ausgestattet, womit sie die Schubrichtung steuern können. Dadurch sind die Boote in der Lage wie Autos zu driften und das bei extrem hohen Geschwindigkeiten. Die Fahrer haben müssen viele hundert Stunden Training absolvieren bevor sie Personen rumfahren dürfen. Man merkt schnell, dass der Pilot wirklich ein Profi ist. Zentimeter genau steuert er das Jetboot an im Wasser liegenden Bäumen und Sträuchern vorbei. Plötzlich macht die Regel mit den Armen Sinn!

Als wären super schnelle Drifts nicht schon genug, die Boote sind so wendig und haben so viel Leistung, dass sie 360s machen können. Also ein 360° Drehung um die eigene Achse (natürlich doch Hochachse bzw. Z-Achse). Das Ganze macht so unglaublich viel Spaß und wir filmen jede Menge mit den Kameras. Genialerweise ist die Fahrt auch echt lang und nicht wie eine Achterbahnfahrt schon nach 100 Sekunden oder so etwas zu Ende. Genial !!!

Nach einigen Witzen des Kapitäns und weiteren Drifts und Drehungen, machen wir uns erneut auf den Weg. Diesmal zum letzten Punkt der Adrenalintagesordnung – Das Fallschirmspringen.

Dort angekommen, macht uns eine Mitarbeiterin erstmal mit den ganzen möglichen Zusatzbuchungen vertraut. Unser Sprung ist aus einer Höhe von 12.000 Fuß. Man kann ihn auf 15.000 Fuß für rund 150$ aufstocken. Ich Spiele kurz mit dem Gedanken das zu machen. Da man beim ersten Sprung aber vermutlich nicht mitbekommt ob es 12 oder 15 tausend Fuß sind, belasse ich es auch bei den gebuchten 12.000 Fuß.

Warten auf besseres Wetter

Man kann außerdem noch diverse Foto und DVD Pakete dazubuchen. Das geht soweit, dass man einen eigenen Kameramann hat, der zusätzlich springt und einen dann filmt. Die Preise gehen dabei hoch bis auf 500$ zusätzlich. Etwas viel wie wir denken und naja, dann hat man eben keine Video vom Sprung selber. Kurz vor dem Ausstieg wird außerdem ein Foto gemacht, welches man für 25$ kaufen kann, da wir aber dieses Paket gebucht haben, bekommen wir dass umsonst auf unseren USB Stick.

Zwei Chinesen entschließen sich dazu das Videopaket zu nehmen. Wie wir später aber sehen ist das Video ein schlechter Witz, einfach nur schlecht gemacht und höchstens 50$ Wert. Richtige Entscheidung unsererseits.

Leider ist das Wetter schlechter geworden und der bisher blaue Himmel mit relativ dunklen Wolken bedeckt. Gesprungen wird erstmal nicht.

Wir werden dazu angehalten zu warten bis das Wetter besser wird. Dabei gibt es immerhin kostenloses Internet. Wir warten also insgesamt zwei Stunden. Und siehe da, die Wolkendecke reißt auf und es wird wieder wunderbares Wetter. Nachdem drei Flugzeugladungen mit Springern vor uns bedient wurden, sind wir an der Reihe. Endlich !

Jeder bekommt einen Tandempartner zugeteilt. Wir bekommen einen Anzug, der einfach über die normale Kleidung angezogen wird und einen Brust- / Sitzgurt angelegt. Einige Minuten später landet die letzte Gruppe und wir sehen unsere Tandempartner. Einige Instruktionen später sitzen wir auch schon im Flugzeug. Darin ist Platz für etwa sechs Springer + Tandempartner also für rund zwölf Fallschirmspringer insgesamt. Alles ist sehr eng und laut. Das Propellerflugzeug hebt ab und wir nähern uns langsam aber sicher unserer angestrebten Ausstiegshöhe von 12.000 Fuß.

Es ist so weit, das grüne Licht über der Ausstiegsluke leuchtet auf und Ronny, Leons Skydiving-Partner öffnet die Luke. Netterweise ist Ronny deutscher und Leon kann sich etwas mit ihm unterhalten. Dabei erfährt er, dass es heute sein sechster Sprung sein und er bereits 5.500 mal gesprungen sein. Später am Boden erfahren wir auch, dass einige bereits über 11.000 Sprünge hinter sich haben. Unglaublich !

Mit offener Seitenluke wird noch schnell ein Foto geschossen. Leider achten die Heinis nicht drauf ob das Foto auch nur annähernd gut wird. Naja … Dann geht es los. Kopf in den Nacken, Hände am Brustgurt festhalten und tschüss.

Man kippt vorne über aus der Seite des Flugzeugs. Unter einem Lake Taupo und vereinzelt ein paar Wolkenflecken. Unglaublich genial. Gerade war man noch im Flugzeug und jetzt einfach im Nichts. Nichts um einen herum außer Luft. Rasend schnell geht es nach unten. Wenige Sekunden nach dem Ausstieg tippt einem der Mann auf dem Rücken auf die Schulter – Das Zeichen, dass man seine Arme ausbreiten kann. Genial wie man den Wind spürt. Laut Plakat ist man mindestens 200 km/h schnell. Geprüft habe ich es nicht, aber es ist unglaublich schnell. Macht man den Mund auf wird er sofort durch den Wind aufgeblasen, sehr lustig. Nach etwa 2-3 Sekunden ist der Mund auch 100% trocken, ebenfalls sehr lustig 😀

Man spürt den rasend schnellen Wind und genießt den unglaublichen Ausblick. Ich kann flieeeegen !
Nach etwa 40 Sekunden freien Falls ist es auch schon wieder vorbei. Zumindest mit dem freien Fall. Der Fallschirm geht auf und es bremst den Fall relativ ruckartig ab. Man gelangt aus der bisher horizontalen Position in eine Art Sitzposition.

Nun hat man etwas Zeit die Aussicht zu genießen und ein Blick nach unten ist einfach Atemberaubend, unter den Füßen einfach nichts für einige hundert Meter bis dann der Erdboden kommt.

Der Tandemmann (hat jemand einen besseren Ausdruck ? 😀 ) steuert den Schirm in verschiedene Richtungen und dreht einige Runden. Einfach nur genial.

Viel zu schnell ist man dann auch schon wieder am Boden mit Punktlandung. Alle legen eine saubere Landung hin und sind überglücklich.

Anschließend machen wir noch ein paar Fotos, dann geht es aus den Anzügen raus und mit dem Minibus wieder zurück in die Stadt.

Während des Tages hatten wir Alois aus Bayern kennen gelernt, er ist 27 und hatte die gleichen Aktivitäten mitgemacht wie wir, nur dass er den Bungeesprung ausgelassen hatte, da er bereits in Queenstown gesprungen war.
Zu unserer Buchung gab es für jeden einen Gutschein für ein Bier oder einen Wein in einer Kneipe im Ort welche sich „The Shed“ nennt. Auf der Rückfahrt hatten wir bei einem Pärchen gefragt ob sie ihre Gutscheine nutzen würden. Die meinten sie wären am Abend zuvor bereits in der Kneipe gewesen und gaben uns netterweise ihre Gutscheine.
Super, zwei Bier umsonst :).

Zu dritt lassen wir uns dann direkt vor der Kneipe absetzen und bestellen uns zusammen mit Alois unsere verdienten Bierchen. An einem kleinen Tisch genießen wir das kühle Bier und ließen den Tag etwas Revue passieren. Plötzlich kommt eine der Bedienungen mit einer Platte mit Sandwichtoast, Würstchen und angebratenen Zwiebeln vorbei und fragte ob wir etwas möchten. Im ersten Moment denken wir, dass sie sich im Tisch geirrt hat, aber dann meint sie das wäre normal und eine Art Appetizer. Besser geht’s ja kaum noch. Kostenloses Bier und auch noch Essen 🙂 Nach dem Tag kommt uns das mehr als recht.

Ein genialer Tag endet und wie immer geht es ab in den Van. Diesmal schlafe ich mit Pulli, frieren muss ich nicht noch einmal.

Jeder der mit dem Gedanken spielt mal Bungie oder Fallschirm zu springen – Nicht zögern, MACHEN ! Unglaublich genial. Und deutlich weniger „schlimm“ als man es sich vorstellt. Es ist einfach nur genial. Eine Fahrt mit dem Silverstar (Achterbahn) im Europapark ist deutlich „schlimmer“ als ein Bungeesprung. Wer gesprungen ist wird mir zustimmen. 🙂

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